Geschichte und Entwicklung


Taekwondo

Die 2 Weltverbände

Prüfungsmaterialen


Wie in vielen Ländern, aus denen Kampfsportarten hervorgegangen sind, gibt es auch in Korea eine Jahrhunderte alte Tradition an Kampfkünsten. Ob zwischen diesen und Taekwondo eine direkte Beziehung besteht, ist unklar. Jedoch gilt als sicher, dass in Korea bereits vor dem 1. Jahrhundert nach Christus waffenlose Kampfkünste praktiziert wurden. Einige Grab-Wandmalereien im Norden Koreas, die auf das 1. Jahrhundert vor Christus datiert wurden, stellen Personen dar, die Techniken praktizieren, welche durchaus Ähnlichkeit mit noch heute üblichen Taekwondo-Techniken haben. Einige Quellen sprechen sogar davon, dass es Taekwondo bzw. die Vorläufer dieser Kampfsportart schon zur Zeit der Gründung Koreas im Jahre 2333 v. Chr. gegeben haben soll. Doch dieses Datum ist eher im Zusammenhang mit der Diskussion um die "Urheberschaft der waffenlosen Kampfkunst" zu sehen, eine schon seit Jahrzehnten schwelende Auseinandersetzung zwischen China, Japan, Indien und Korea.


Ursprung der koreanischen Kampfkünste

Bis ins 7. Jahrhundert nach Christus bestand Korea aus drei Königreichen: der Koguryo-Dynastie im Norden, dem größten der drei Reiche, dem westlichen Königreich der Baekje-Dynastie sowie dem kleinsten Reich im Südosten, der Silla-Dynastie. Zwischen allen drei Reichen gab es neben vereinzelten Vereinigungsbestrebungen auch immer wieder Konflikte. Insbesondere das kleine Silla war ständigen Übergriffen der Nachbarreiche ausgesetzt und fürchtete, von den größeren Nachbarn Koguryo und Baekje geschluckt zu werden. Um der drohenden Gefahr zu begegnen, bildete sich im Laufe der Zeit eine Art Miliz, die vor allem auf die Traditionen der waffenlosen Kampfkünste zurückgriff und diese unter dem Namen Soo-Bak (später Taekkyon) weiter ausbaute.


Entwicklung 7. bis 19. Jahrhundert

Im Jahre 668 schließlich gelang es Kim-Yu Sin aus der Silla-Dynastie, die drei Reiche mit der Unterstützung Chinas zu vereinen. 935 kam es zum Umsturz. Es wurde ein neues Königreich namens Goryeo gegründet, aus dessen Name sich später der Name Koreas entwickelte. Zur Zeit der Goryeo-Dynastie wurde die waffenlose Kampfkunst besonders gefördert und erreichte unter König Chung Hae auch seinen (vorläufigen) Höhepunkt. In den folgenden Jahrhunderten der Yi-Dynastie allerdings verloren die waffenlosen Kampfkünste mehr und mehr an Bedeutung. Alles, was mit dem Militärwesen oder dem Kriegswesen zu tun hatte, wurde gesellschaftlich abgewertet zugunsten anderer kultureller Errungenschaften. Vor allem waren hierfür religiöse Gründe verantwortlich, da der – alles kriegerische ablehnende – Konfuzianismus den Buddhismus als Staatsreligion Koreas abgelöst hatte. So wurden bis ins 20. Jahrhundert die Kampfkünste in Korea kaum oder nur sehr versteckt weiterentwickelt. Unter der zwischenzeitlichen Herrschaft der Mongolen (1231-1392) wurde sogar die Ausübung koreanischer Kampfkunst ganz verboten, sie konnte nur im Untergrund von einigen wenigen Meistern gepflegt und weitergegeben werden.


Entstehung und Entwicklung von Taekwondo im 20. Jahrhundert

Nach der Yi-Dynastie wurde Korea 1910 von Japan annektiert. Alles, was Kultur und Geschichte Koreas ausgemacht hatte, wurde systematisch unterdrückt und verboten. Junge Koreaner lernten daher eher japanische Sportarten wie Jujutsu, Kendo, Judo, Karate oder Sumo. Einen besonderen Stellenwert hatte dabei Choi Hong Hi. Einige Quellen sprechen davon, er sei bereits als junger Mensch mit der koreanischen Kampfkunst Taekkyon in Berührung gekommen, andere zweifeln dies allerdings an. Als sicher gilt jedenfalls, dass er am Anfang seiner Militärzeit in Japan das aus Okinawa stammende Karate gelernt hatte, was er später weiter praktizierte. Nach der Unabhängigkeit Koreas im Jahr 1945 trat er dem koreanischen Militär bei. Im Verlaufe seiner steilen militärischen Karriere entwickelte er die gelernten Praktiken weiter, optimierte sie nach seinen Vorstellungen und unterrichtete seine unterstellten Soldaten mit großem Erfolg darin. 1948 erfolgte die Teilung Koreas in Südkorea und Nordkorea. 1954 wurde Choi Hong Hi, mittlerweile zum General aufgestiegen, vom südkoreanischen Präsidenten Syngman Rhee beauftragt, die diversen Kampfkünste zusammenzufassen und daraus einen koreanischen Nationalsport zu entwickeln: das ursprüngliche Taekwondo entstand.

Heute geht man davon aus, dass sich Taekwondo (welches zunächst Tang-Su-Do = Kara-Te-Do = China-Hand-Weg genannt wurde) durch den wesentlichen Einfluss von Choi Hong Hi wahrscheinlich aus dem Karate entwickelte, welches selbst wiederum aus dem Tôde (stammend aus der zu Japan gehörenden Insel Okinawa) entstand. Dieses wiederum soll aus einer Mischung des okinawanischen "Te" und dem Kung Fu hervorgegangen sein.

Die frühere Version, Taekwondo stamme vom Taekkyon ab, ist mittlerweile eindeutig widerlegt. Allerdings wird diese Geschichtsversion von den beiden koreanischen Weltverbänden WTF und ITF immer noch aufrecht erhalten, da man vermutlich aus Nationalstolz die geschichtlichen Verbindungen zu Japan nicht zugeben möchte.


Taekwondo wurde offiziell am 11. April 1955 von Meistern der wichtigsten Kampfsportschulen Südkoreas begründet, allerdings zunächst unter dem Namen Tae Soo Do. Obwohl nicht jede Stilrichtung wie Soo Bak Do (vgl. Subak) oder Tang Soo Do in die neue Organisation eintrat, hatte sie die offizielle Unterstützung der Regierung Südkoreas. Der Name Taekwon-Do wurde vorläufig nur beim Militär benutzt, wo die neue Kampfkunst von da an zum Pflichtausbildungsprogramm gehörte.

Der usprüngliche Name Tae Soo Do wurde 1959 von einer Arbeitsgruppe auf Vorschlag von General Choi Hong Hi in "Taekwon-Do" geändert. Gleichzeitig wurde an der Gründung einer eigenständigen koreanischen Dachorganisation gearbeitet, und so entstand 1961 die Korean Taekwon-Do Association (KTA).

Die weltweite Verbreitung wurde durch den Koreakrieg angestoßen, da dort viele UN-Soldaten insbesondere aus den USA mit der koreanischen Sportart in Kontakt kamen und sich begeistert zeigten. Daraufhin beauftragte 1959 die südkoreanische Regierung Choi Hong Hi mit der Bildung eines Demonstrationsteams, das aus einer Reihe von Großmeistern bestand. Damit bereiste er in den folgenden Jahren mit immer neu zusammengestellten Teams Amerika, Europa, den nahen und den mittleren Osten, und viele Mitglieder dieser Teams blieben anschließend in den besuchten Ländern, um TKD zu verbreiten und neue Landesverbände zu gründen. So kam Taekwondo 1965 nach Deutschland und führte 1967 zur Gründung des Deutschen Taekwondo-Verbandes mit Ausrichtung der 1. Deutschen Taekwondo-Meisterschaft.


Am 22. März 1966 wurde mit den Gründungsländern Arabien, Deutschland, Italien, Korea, Malaysia, Singapur, Türkei, USA und Vietnam die International Taekwon-Do Federation (ITF) in Seoul gegründet. Als Präsident wurde Choi Hong Hi gewählt, der kurz zuvor die Schaffung seiner ersten zwanzig Hyongs (Formenläufe) vollendet hatte.

1972 musste Choi Hong Hi wegen innenpolitischer Streitigkeiten Südkorea verlassen. Er verlegte den Sitz der ITF nach Toronto in Kanada und begann die Reform seines Taekwon-Do. Als Folge davon wurde am 28. Mai 1973 von der südkoreanischen Regierung die World Taekwondo Federation (WTF) mit Sitz in Seoul gegründet, die den Namen Taekwon-Do in Taekwondo und die Formenläufe von Hyong auf TaeGuk/Poomse umgestellte und in aller Welt verbreitete. Beide Weltverbände entwickelten sich von da an getrennt weiter und veränderten "ihre" Sportart, um sich vom anderen Verband abzugrenzen (siehe nachfolgender Abschnitt "Verbände und Organisationen").

1980 wurde die WTF als Weltfachverband Taekwondo vom IOC anerkannt. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Südkorea wurde das WTF-Taekwondo erstmals Demonstrationswettbewerb und im Jahr 2000 in Sydney als vollwertige olympische Disziplin aufgenommen.